Stundensatz erhöhen: Wie Sie Preise selbstbewusst anpassen

Viele Selbstständige und Freiberufler stehen irgendwann vor der Frage: Wann und wie erhöhe ich meinen Stundensatz, ohne bestehende Kunden zu verlieren oder meine Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden? Eine Preisanpassung ist kein Tabu, sondern ein notwendiger Teil eines nachhaltigen Geschäftsmodell. In diesem Artikel erhalten Sie eine praxisorientierte Anleitung zur Vorbereitung, Kalkulation, Kommunikation und rechtssicheren Umsetzung von Stundensatz-Erhöhungen. Konkrete Beispiele, Formeln und Gesprächsbausteine helfen Ihnen, die nächsten Schritte selbstbewusst zu gehen.

Warum eine Preiserhöhung sinnvoll ist

Stundensätze stagnieren oft, weil viele Dienstleister die eigenen Kosten, den Marktwert oder die Inflation unterschätzen. Eine angemessene Anpassung ist wichtig, um Betriebskosten zu decken, Investitionen in Weiterbildung und Tools zu finanzieren sowie angemessene Überschüsse zu erwirtschaften. Das schützt Ihre Leistungsqualität langfristig.

Wirtschaftliche Gründe

Psychologische und strategische Aspekte

Ein zu niedriger Preis kann Qualität suggerieren. Eine moderate Erhöhung positioniert Sie als professionellen Anbieter und ermöglicht bessere Kundenselektion. Gleichzeitig signalisiert transparente Kommunikation Fairness und Professionalität.

Vorbereitung: Kalkulation und Marktanalyse

Bevor Sie Preise anpassen, sollten Sie Ihre Kosten und Zielmarge kennen sowie Marktpreise vergleichen. Eine solide Kalkulation verhindert, dass Sie unter Wert arbeiten oder Kunden unnötig verprellen.

Schritt-für-Schritt-Kalkulation

  1. Ermitteln Sie Ihre jährlichen Fixkosten (Büro, Versicherungen, Software, Weiterbildung). Betriebsausgaben
  2. Schätzen Sie variable Kosten pro Stunde (Materialien, Reisekosten, Lizenzen anteilig).
  3. Bestimmen Sie Ihre gewünschte Jahresarbeitszeit in fakturierbaren Stunden (z. B. 1.200 Stunden statt 2.080).
  4. Legen Sie eine Zielmarge fest (z. B. 20–40 % Gewinnzusatz).

Formel: Stundensatz = (Fixkosten + variable Kosten + gewünschter Gewinn) / fakturierbare Stunden Stundensatz berechnen

Position Betrag/Jahr
Fixkosten 12.000 €
Variable Kosten (anteilig) 3.000 €
Gewünschter Gewinn (30 %) 4.500 €
Fakturierbare Stunden 1.200
Erforderlicher Stundensatz 16,25 €/h

Hinweis: In der Praxis sollten Sie auch Steuerbelastung und Sozialabgaben berücksichtigen. Für steuerliche Fragen können offizielle Informationen helfen, wie sie etwa das Bundesfinanzministerium bereitstellt.

Marktvergleich und Positionierung

Die Industrie- und Handelskammer bietet oft regionale Marktinformationen und Beratungsangebote, die bei der Positionierung helfen, siehe beispielhaft die Angebote der IHK.

Kommunikation und Umsetzung

Die Art der Ankündigung ist entscheidend für die Akzeptanz. Bereiten Sie eine klare, transparente Mitteilung vor und bieten Sie gegebenenfalls Optionen für Bestandskunden an.

Timing und Vorankündigung

Struktur einer Änderungsmitteilung

Ein klarer Aufbau hilft: Kontext (Warum), konkrete Änderung (Wie viel, ab wann), Nutzen für den Kunden (z. B. verbesserte Leistungen), Optionen (Übergangsregelungen, Bestandskonditionen) und ein persönliches Angebot zum Gespräch.

Beispieltext für E-Mail an Bestandskunden:

Sehr geehrte/r Frau/Herr X, vielen Dank für die gute Zusammenarbeit. Ab dem 01.10. erhöhen wir unseren Stundensatz von 80€ auf 90€. Die Anpassung reflektiert gestiegene Betriebskosten und unsere zusätzliche Spezialisierung in [Leistung]. Für laufende Projekte gelten die bisherigen Konditionen bis zum Abschluss. Gerne bespreche ich die Details persönlich und prüfe, wie wir Ihnen den Übergang erleichtern können.

Verhandlungsbausteine

Praktische Beispiele und Fallstricke

Konkrete Szenarien zeigen, wie Sie in der Praxis reagieren können.

Beispiel 1: Freelancer erhöht nach 3 Jahren

Situation: Webdesigner mit bisher 60€/h will auf 75€/h erhöhen. Vorgehen: Kalkulation aktualisieren, Top-Kunden 8 Wochen vorher informieren, Bestandsprojekte bis zum vereinbarten Meilenstein zu 60€ fertigstellen, neue Anfragen mit neuem Preis bearbeiten. Ergebnis: 70–80% der Kunden akzeptieren; einige wechseln, dafür kommen Kunden mit höherer Zahlungsbereitschaft.

Beispiel 2: Agentur mit Paketangebot

Situation: Agentur erhöht Stundensatz, bietet stattdessen neue Paketpreise mit Ergebnisgarantie an. Vorteil: Kunden sehen klaren Mehrwert und zahlen eher den höheren Betrag.

Rechtliche und steuerliche Fallstricke

Fazit

Eine wohlüberlegte Erhöhung des Stundensatzes ist ein strategischer Schritt, der Ihre finanzielle Stabilität und Ihre Marktposition stärkt. Wichtig sind eine realistische Kalkulation, Marktanalyse, transparente Kommunikation und vertragliche Absicherung. Nutzen Sie die vorbereiteten Formeln, die genannten Kommunikationsvorlagen und prüfen Sie bei Unsicherheiten rechtliche und steuerliche Details. Mit klarer Strategie, guter Vorbereitung und selbstbewusster Ansprache bleibt Ihr Geschäft profitabel und Ihre Kundenbeziehungen stabil.



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Author
Timo Kleemann

Timo ist der Gründer von BillingEngine. Nach seinem Studium der Internationalen Betriebswirtschaft und Informatik gründete er zunächst die Webdesign-Agentur DesignBits.

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22.09.2025
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